„CSR ist eine komplexe Herausforderung“

Das soziale Gewissen von Unternehmen erlebt derzeit einen Aufschwung. Nicht zuletzt, weil die Öffentlichkeit von Unternehmen verantwortungsbewusstes Handeln erwartet. Corporate Social Responsibility macht sich durch einen Imagegewinn bezahlt und zieht qualifizierte Mitarbeiter an. Bei der praktischen Umsetzung unternehmenseigener Standards gibt es aber häufig noch große Mängel, sagt Sylke Freudenthal, Beauftragte für Nachhaltige Entwicklung bei Veolia. Veolia bietet Kommunen und Industrie in unserer Region konkrete Lösungen an, um den Ausstoß von Treibhausgas zu senken, Energie effizient zu nutzen und Rohstoffe zurückzugewinnen. Im Interview erzählt sie, warum CSR eine komplexe Herausforderung für Unternehmen ist, welche CSR-Maßnahmen wirklich glaubhaft sind und wie die Rolle des CSR-Managers künftig aussehen sollte.

 

Was bedeutet CSR heute?
Sylke Freudenthal: CSR beschreibt die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Sie umfasst die soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung in allen Bereichen der Unternehmenstätigkeit – von der Entwicklung des Kerngeschäfts über den Umgang mit den Beschäftigten bis hin zur Zusammenarbeit mit den Lieferanten, den Kunden und dem lokalen Umfeld. Aber CSR beschreibt auch eine Idee: Unternehmen können durch ihr verantwortungsvolles Handeln am Markt, gegenüber ihren Beschäftigten, für die Umwelt und im Gemeinwesen den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit aktiv beeinflussen.

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Sylke Freudenthal

Was sollte ein Unternehmen tun, um gesellschaftlich verantwortlich zu handeln?

Sylke Freudenthal: Im Idealfall sollten alle Unternehmensentscheidungen so getroffen werden, dass sie wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte sinnvoll miteinander in Einklang bringen. Das ist eine wirklich komplexe Herausforderung! Allzu oft geht eine ökologisch und sozial verantwortungsvolle Entscheidung kurzfristig mit wirtschaftlichen Einbußen einher.  Langfristig aber riskiert ein Unternehmen seine License to operate, wenn es seine gesellschaftliche Verantwortung vernachlässigt. Deshalb muss man die Erwartungen aller Stakeholder im Blick haben, vorhandene Handlungsspielräume ausloten, Innovationen fördern und womöglich sogar seine Geschäftsmodelle weiterentwickeln oder ganz neu erfinden.

Wann sind CSR-Aktionen glaubhaft?
Sylke Freudenthal: Um Aktionismus geht es gerade nicht. Sondern um kontinuierliche Veränderungsprozesse in Unternehmen. Natürlich kann man nicht alle Herausforderungen zugleich in Angriff nehmen. Also lohnt es sich, schrittweise vorzugehen, Prioritäten zu setzen und Programme zu einzelnen Themen aufsetzen. Dies kann man auch durch einzelne kommunikationsstarke Aktionen unterstreichen. Damit solche CSR-Aktionen glaubhaft sind, sollten sie aber unbedingt in eine nachvollziehbare Gesamtstrategie, einen verbindlichen Zielkatalog und transparente Berichtsprozesse eingebettet sein.

Was sind typische Fehler im CSR-Management und wie lassen sie sich vermeiden?
Sylke Freudenthal: Ein CSR-Manager sollte direkt an die höchste Führungsebene angebunden sein, denn er braucht den umfassenden Blick auf eine Organisation. Er kann nur mit Verbündeten im Unternehmen etwas bewirken – also steht das Netzwerken ganz oben auf der Agenda eines CSR-Managers. Schließlich erfordern Veränderungsprozesse eine  Verbindlichkeit, damit sie wirklich in Gang kommen – die kann man im Unternehmen am besten über Zielvereinbarungen mit den Managern aus den verschiedenen Unternehmensbereichen herstellen.

Wie lässt sich die Wirksamkeit von CSR-Maßnahmen messen?
Sylke Freudenthal: Das funktioniert im besten Fall wie beim klassischen Projektmanagement: Vor der Umsetzung einer Maßnahme sollte ein Konsens über die Ziele hergestellt werden. Für jedes dieser Ziele wählt man eine Messgröße als Erfolgsindikator aus. Verändert sich dieser Indikator wie gewünscht, so war die Maßnahme wirksam. Wenn nicht,  muss man nachsteuern und eventuell andere Maßnahmen ausprobieren. Tatsächlich sind die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge in einzelnen Handlungsfeldern, gerade mit Bezug auf die Gesellschaft, nicht immer ganz eindeutig. Aber da heißt es pragmatisch bleiben, statt sich in ausgeklügelten Messmethoden zu verzetteln.

 

Mehr unter: www.veolia-stiftung.de

 

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