Innovation Knows No Borders

SPONSORT sprach mit Evein Obulor vom Migration Hub Heidelberg über Vision und Wirken des Heidelberger Netzwerkes, das sich rund um die Themen Migration und Flucht engagiert und derzeit Gelder für eine Teilnahme an der Konferenz "Innovation Knows No Borders" in Berlin sammelt.

Evein, was hast Du als Projektinitiorin gemacht, bevor Du dieses Projekt ins Leben gerufen hast?
Evein: Um diese Frage zu beantworten, muss ich direkt auf eine Besonderheit unseres Projekts zu sprechen kommen: „die Initiatorin“ oder „den Initiator“ gibt es nicht. Von Beginn an war Migration Hub Heidelberg das gemeinsame „Baby“ eines Teams – unseres Teams. Die Idee zu unserem Herzensprojekt ist in Berlin entstanden, wo ein Teil unseres jetzigen Teams auf einer Exkursion der Studienfachschaft Politikwissenschaft der Uni Heidelberg unterwegs war. In Berlin haben wir neben einigen anderen Institutionen das Migration Hub Berlin besucht – und waren sofort von der Idee der dortigen Gründerin begeistert und fasziniert. Die Grundidee von Migration Hub ist schnell erklärt: Migration Hubs haben das Ziel, in der jeweiligen Stadt Initiativen rund um Flucht und Migration zu vernetzen, um Synergien zu schaffen. Außerdem ist ein langfristiges Ziel der Hubs, einen dauerhaften Raum zu schaffen, in dem diese Initiativen kostengünstig arbeiten, sich treffen und Veranstaltungen organisieren können. Hier sollen neue, gemeinsame Ideen entwickelt werden können, die die Stadt verändern können und sollen und somit die Herausforderungen von Flucht und Migration auf lokaler Ebene angehen, um sie in Chancen zu verwandeln – getreu nach dem Motto des Coworking- und Makerspaces im Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg, das derzeit unsere Base darstellt: „Die Stadt ist unsere Fabrik“.

Was habt Ihr seit den Anfängen des Projektes gelernt?
Evein: Seit der Gründung von Migration Hub Heidelberg haben wir als Team, aber auch als Einzelpersonen, viel gelernt. Im Team konnten wir die Vor- aber auch die Nachteile davon erleben, was Teamarbeit an einem Herzensprojekt tatsächlich bedeutet: Denn demokratische Verfahren, wie es sie bei uns gibt, können auch einfach zäh sein und den gesamten Prozess verzögern. Wir haben außerdem gelernt, dass es sinnvoll ist, jedem von uns Aufgaben zuzuweisen, die seinen oder ihren Stärken entsprechen – denn das dreht nochmal eine ganz gewaltige Stellschraube an der Motivation jedes Einzelnen. Was die inhaltliche Arbeit angeht, mussten wir auch Rückschläge einstecken. Nicht alle Akteure haben ein Interesse daran, sich innerhalb unseres Projekts zu vernetzen. Das muss man akzeptieren und respektieren. Umso mehr freuen wir uns, wenn neue Initiativen zu uns stoßen und sich mit uns zusammen weiter entwickeln wollen – mit einer solchen „Koalition der Willigen“ sind wir jetzt gestartet und hoffen auf viele weitere interessierte Initiativen in der Zukunft. Wenn bei den Lesern also jemand von einer solchen Initiative dabei ist, meldet euch jederzeit bei uns zum gegenseitigen Kennenlernen. Schließlich haben wir auch gelernt, dass das Arbeiten auf rein ehrenamtlicher Basis seine Tücken bereithält. Wir alle sind freiwillig und unentgeltlich bei Migration Hub Heidelberg und auch unsere Unterstützerbasis besteht hauptsächlich aus ehrenamtlichen Studis – die Prioritäten und Verpflichtungen liegen somit manchmal anders als eigentlich benötigt, um mit unserem Projekt vorwärts zu kommen. Zugleich haben wir auch viel Positives gelernt, was für jeden Einzelnen von uns und uns als Team wertvolle Erfahrungen bedeutet. Zum Beispiel gehört hierzu, wie man eine mehrtätige Veranstaltung mit über 50 Teilnehmer*innen, sowohl Geflüchtete als auch Alteingesessene, organisiert und welche Tücken dabei lauern, die spontan bewältigt werden müssen. Außerdem: Wieviel Freude und Spaß es macht, wenn wir als Team ein Ziel gemeinsam erreicht haben. Und daneben auch ganz praktische Dinge, beispielsweise wieviele Dokumente und Formalitäten man ausfüllen und erfüllen muss, damit man einen Verein gründen kann.

Was genau zeichnet Euer Projekt aus?
Evein: Das aktuelle Projekt, für das wir auf SPONSORT werben, zeichnet sich durch fünf Dinge besonders aus: Im Vordergrund steht unser Vernetzungs-Gedanke. Am 21.September wird in Berlin eine von Migration Hub Berlin und WikiStage veranstaltete internationale Konferenz stattfinden, „Innovation Know No Borders“, zu der wir gerne mit den Initiativen fahren wollen, die mit uns zusammenarbeiten. Bei dieser Konferenz wollen wir mitgestalten und mitdiskutieren, wie sich die Herausforderungen von Flucht und Migration in den Städten in Chancen umwandeln lassen. Es geht also um neue, innovative Ideen und Konzepte, die wir danach in unseren Koffern zurück nach Heidelberg transportieren wollen, um sie hier vor Ort weiter zu entwickeln und umzusetzen. Damit rückt auch der Gemeinschaftsgedanke in den Vordergrund. Die Zusammenarbeit zwischen und unseren Initiativen ist relativ frisch, viele von uns kennen sich untereinander noch nicht. Das wollen wir ändern! Wir wollen als großes Team zusammenwachsen und sind davon überzeugt, dass diese gemeinsame Reise uns nicht nur neues Wissen und neue Ideen, sondern auch ein neues Gemeinschaftsgefühl einbringen wird. Dass wir bei Migration Hub Heidelberg oftmals spontan arbeiten müssen und dies auch können, wird an unserem Video deutlich: Natürlich ist es weit von Professionalität entfernt, aber uns geht es um die Idee, die dahinter steht. Und wir denken, dass wir diese auch ohne geschönte Aufnahmen und perfekte Einstellungen transportieren können. Falls sich aber unter den Leser*innen jemand findet, der Lust auf ein bisschen ehrenamtliches Engagement hat und zugleich ein Filmtalent ist: Immer her damit, denn dann wird das nächste Video sicherlich unsere unglaublichen Filmtalente zutage fördern!

Wie soll es nach der Finanzierung weitergehen?
Evein: Die Fahrt nach Berlin soll für unsere eigentliche Arbeit nur ein weiterer Katalysator sein und uns Inspiration für unsere Arbeit hier in Heidelberg geben. Wir möchten die gesammelten Impulse direkt nutzen und überlegen, was sich hier in Heidelberg in Zusammenarbeit mit anderen Initiativen gemeinsam umsetzen ließe.

Derzeit arbeiten wir außerdem zusammen mit den Zuständigen des Makerspace Heidelberg an der Möglichkeit, einen langfristigen Co-working space für Migration Hub Heidelberg zu etablieren. In absehbarer Zeit wird der Makerspace nämlich zusammen mit anderen Heidelberger Projekten in ein neues, großes Gebäuden umziehen, das Raum bieten soll für innovative Stadtkultur – das sogenannte „Begeisterhaus“. Migration Hub Heidelberg will Teil dieses Umzugs werden und im Begeisterhaus das „Hub“, also sozusagen das Herzstück unserer Initiative, langfristig einrichten. Dafür brauchen wir auch langfristige Möglichkeiten der Finanzierung, weswegen wir in der Region derzeit intensiv auf der Suche nach Sponsoren sind, die uns bei unserer Vision unterstützen wollen.

 

Danke für die Einsichten in Euer Tun und viel Erfolg mit dem Projekt!
Hier geht's zur Crowdfunding-Kampagne: https://sponsort.de/projekt/56

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