MIG - Muslime im Gespräch

In mehreren Kulturen zu leben ist schwierig. Mit dem Projekt „MIG – Muslime im Gespräch“ soll muslimisches Leben in Heidelberg diskutiert werden. Erstmals kommen Muslime hier selbst zu Wort. Echte Integration oder Milieustudie?

Ibrahim, Du leitest die Heidelberger Initiative Teilseiend. Was ist das Ziel von "MIG"?
Ibrahim Ebrem: Muslimisches Leben in Deutschland ist sehr vielfältig und divers – dies wird jedoch häufig nicht wahrgenommen, meist ist die Rede von „dem Islam“ und „den Muslimen“. Dies kann viele Gründe haben. Wir denken, dass ein Grund dafür die fehlenden Einblicke in innermuslimische Diskussionen sind. Lange sprach man in der Regel nur ÜBER Muslime. Dies hat sich in letzter Zeit geändert und nun spricht man auch immer häufiger MIT Muslimen. Doch was eigentlich noch nahezu komplett fehlt, ist, dass Muslime auf einer eigenen Plattform untereinander sprechen und andere einfach nur zuhören. Wir sind überzeugt davon, dass solch eine Plattform muslimisches Leben in Heidelberg sichtbarer und damit greifbarer machen wird.

Warum besteht in Heidelberg besonderer Handlungsbedarf?
Ibrahim Ebrem: Insbesondere in Heidelberg findet muslimisch-religiöses Alltagsleben bis heute eigentlich fast ausschließlich an den Rändern der Stadt statt. Das heißt, schon in der räumlichen Verortung ist muslimisches Leben weder greifbar noch sichtbar. Darüber hinaus gibt es nur sehr wenige bis gar keine Berührungspunkte in der Heidelberger Stadtgesellschaft an denen man muslimisches Leben in seiner alltäglichen Normalität kennenlernen und erfahren kann. Dies verleitet schnell zu der Annahme, dass es muslimischen Alltag gar nicht gibt. Mit „MIG“ wollen wir eben einen solchen Berührungspunkt schaffen und zeigen: „Doch, es gibt muslimisch-religiöses Alltagsleben in Heidelberg.“

Wie kann es gelingen, den interkulturellen Dialog in Heidelberg nicht aus einem defizitorientierten Blickwinkel zu fördern sondern Möglichkeiten für echte Integration zu schaffen?
Ibrahim Ebrem: Diese Frage stellt sich eben genau dann, wenn es so weit kommt. Durch die Annahme, dass muslimisches Leben quasi gar nicht stattfindet, werden bestimmte Ereignisse viel leichter in die Schiene eingeordnet: „Klar, da sind Muslime wieder schuld.“ Durch einen gewissen Raum in den Medien wird dies zusätzlich verstärkt und so ist es kein Wunder, dass muslimisches Leben als etwas defizitorientiertes und problembehaftetes wahrgenommen wird. Und so vergisst man auch schnell, dass Muslime nicht erst seitdem die Öffentlichkeit auf sie gerichtet ist, unter uns Leben, sondern eben eigentlich schon seit über 55 Jahren. Daher gilt es, eben diese Lebenswelten aufzuzeigen und die Normalität muslimischen Lebens sichtbar zu machen, um so zur Erkenntnis zu gelangen: letztendlich handelt es sich um Bürgerinnen und Bürger wie alle anderen auch.  

Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von "MIG"?
Ibrahim Ebrem: Wir sind uns bewusst, dass es sehr schwierig wird, als kleiner, neuer Träger mit solchen Veranstaltungsformaten direkt ein großes Publikum zu erreichen. Deshalb möchten wir das Ganze in einen demokratischen Prozess einbetten, in dem die Stadt, also quasi das Publikum, im Voraus die Themen auswählen kann und so darüber entscheidet, zu welchen Aspekten sie muslimische Perspektiven hören möchten. Zugleich brauchen wir Ausdauer, um diese Gesprächsreihe im Laufe der 12 Monate eben vielfach zu wiederholen.

Wer steht hinter dem Projekt?
Ibrahim Ebrem: Wir sind eine Initiative von Muslimen aus Heidelberg, die international denken, jedoch lokal handeln möchten. Unser Name ist zugleich Programm, nämlich eine kreative Wortschöpfung, welche vor allem folgendes zum Ausdruck bringen soll: selbst wenn man jetzt noch Schwierigkeiten hat zu sagen, „der Islam ist ein Teil von Deutschland“, so befinden wir uns doch in einem Prozess. Und diesen Prozess möchten wir konstruktiv gestalten mit dem Ziel, dass teilseiend irgendwann einfach nur normal sein wird.

Deine Stimme für das Projekt: Registriere dich auf SPONSORT.de, unterstütze das Projekt mit deiner Stimme und verhilf Ibrahim und seinem Team zu 10.000 Euro: https://sponsort.de/projekt/29

Weitere Informationen zum Projekt unter: http://iba.heidelberg.de/deutsch/projekte/projektuebersicht/037-teilseiend-initiative-heidelberger-muslime.html

Hier geht's zum Projektvideo: https://www.youtube.com/watch?v=fJxJpRs_0HI

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