• SPONSORT
  • Blog
  • Neue Helden: „Each1Teach1. Jeder lehrt jeden.“

Neue Helden: „Each1Teach1. Jeder lehrt jeden.“

Doris, Du hast Each1Teach1 in Heidelberg gegründet. Erzähl uns ein wenig von Dir.

Doris Mayer: Ich habe ursprünglich BWL-, Industrie und Marketing studiert und in diesem Bereich einige Jahre gearbeitet. Weil ich mich eigentlich für Film und Drehbuch interessiere, bin ich dann als Assistenz der Geschäftsführung zur Unit Production Media Company GmbH gewechselt, die hier in Heidelberg das Online Portal www.fitnessraum.de betreibt und Videos dreht. Anfang des Jahres habe ich begonnen, mich für die Konversionsflächen in Heidelberg zu interessieren, weil ich glaube, dass wir für unsere Zukunft im Bereich „Zusammenleben“ heute anfangen müssen, uns an der Planung zu beteiligen. Um mir ein Bild von der Stadt Heidelberg zu machen, habe ich zahlreiche Events besucht. Und auf einem Brunch des Interkulturellen Zentrums im Dezernat 16 bin ich schließlich auf Abdoulie und seine Freunde gestoßen, die auf den Patton Barracks wohnen, einer der leerstehenden Konversionsflächen.
 
 
Schnell hat mich deren Lebensgeschichte ergriffen und ich habe gemerkt, welcher Bedarf besteht, die Stadt und die Leute kennenzulernen. So habe ich alle Interessierten mit auf verschiedene Events genommen und auch selbst Workshops veranstaltet. Abdoulie ist mittlerweile mein Freund und hat im letzten halben Jahr alles Mögliche organisiert: Ob beim Aufbau und Kleidersammeln für das Patrick-Henry-Village, beim Fair-Handeln-Markt, ob Theater spielen beim Interkulturellen Fest, Moderieren einer Radio Show, Organisieren eines Kerwestands oder das Lotsen seiner Jungs zu verschiedenen Angeboten – er ist der eigentliche Held in meinen Augen, da er sich für die Stadt Heidelberg und seine Kollegen eingesetzt hat, ohne wirklich etwas dafür zu verlangen. Ohne ihn hätten die meisten Aktivitäten nicht so reibungslos funktioniert. Mit der anstehenden Abschiebung nach Italien weiß ich immer noch nicht so recht umzugehen.
 

Wie entstand die Idee für Each1teach1?

Doris Mayer: An einem der Abende bei mir zu Hause. Als wir uns über unsere verschiedenen Lebensweisen unterhalten haben, ist uns aufgefallen, wie viel wir von einander lernen können. Es war unheimlich spannend, zu erfahren wie man in Gambia lebt. Dort hat man sozusagen Wohngemeinschaften, in der sich jeder gegenseitig hilft. Das, was wir heute so modern „Shared Economy“ nennen, ist dort selbstverständlich. Dass wir alle in kleinen abgetrennten Abteilungen – unseren Wohnungen – leben, kommt den Gambianern sehr einsam und traurig vor. „That’s a very poor life“, war der erste Kommentar von Abdoulie, als wir in das Mehrfamilienhaus gegangen sind, in dem ich wohne. Und ich dachte, Afrika ist arm. Jetzt weiß ich mehr. Jetzt kann ich Nigerianer von Gambianern und Eritreern unterscheiden und kann ein bisschen über die Geschichte Gambias erzählen. Und wir konnten viel über unsere gegenseitigen Vorurteile und falschen Annahmen lachen. So haben wir mit jeder weiteren Aktion mehr voneinander gelernt – each1teach1 eben. Jeder lehrt jeden.
 

Was wünschst Du Dir in und für Heidelberg?

Doris Mayer: Ich wünsche mir in Heidelberg oder Eppelheim – am liebsten überall – eine Begegnungsstätte, wo die Menschen einfach vorbei kommen können, sich unterhalten und gemeinsam überlegen, was sie gerne zusammen unternehmen möchten. Es gibt so viele spannende Dinge in Heidelberg, die man gemeinsam besuchen kann und unendlich viele Möglichkeiten, sich einen Workshop auszudenken, den man gemeinsam durchführen kann. Dabei geht es gar nicht nur darum, den „armen Flüchtlingen“ zu helfen, sondern mit der Einstellung heranzutreten, dass man selbst noch viel von ihnen lernen kann. Solange bis sich die Politik und der Arbeitsmarkt an die Umstände angepasst haben, können wir in der Bevölkerung ja wenigstens schon ein bisschen mehr übereinander erfahren. Toll wäre es, wenn das entstehende Wissen in einer Art Live-Ausstellung aufbereitet werden würde. Fotos, Videos, Handwerk, Theater und Musik sind wunderbare Träger von Informationen. In Heidelberg haben wir die besten Voraussetzungen, um ein ganzheitliches Programm zu schaffen, das Begegnungen erzeugt, Spaß macht und Wissen vermittelt. Auf den leeren Kasernen wäre in meinen Augen genügend Platz, um schöne Angebote zu schaffen.
 
Vielen Dank für Dein Engagement, Doris! Wir freuen uns auf eine spannende Kampagne für Each1Teach1.
Neue Helden für den Rhein-Neckar-Raum gesucht – jetzt mitmachen beim regionalen Ideenwettbewerb “Eure Stadt, Eure Idee” und noch bis zum 30. September selbst ein Projekt einreichen. Es winken 10.000 Euro Preisgeld der Volksbank Kurpfalz. 
 

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Melde dich an, um einen Kommentar zu schreiben.