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„Wenn ein Unternehmen seine Mitarbeiter ausbeutet, wird die CSR zur Farce“

Ökonomie neu denken: Peter Hertweck möchte Unternehmen mit konkreten Problemlösungen motivieren, neue Wege zu gehen, im Spannungsfeld von Wirtschaft, Gesellschaft und Mensch. Er entwickelt kreative Konzepte, die ökonomische und menschliche Interessen integrieren. Im Interview erzählt der CSR-Experte, Autor und Vorsitzende von BWS Consultants, wann CSR-Maßnahmen glaubhaft sind und wie sich Fehler in der Kommunikation einfach vermeiden lassen.

 

Das Verständnis von CSR hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Wie definieren Sie Corporate Social Responsibility? 
Peter Hertweck: CSR finde ich grundsätzlich sehr gut. Es gilt aber, die Grundhaltung dazu zu betrachten. Wie Augustinus sagte:  Liebe und tue was du willst – wenn ich aus solch einer Haltung heraus handle ist CSR das richtige, wenn die Haltung oder der Geist dahinter der falsche ist, führt das in eine Sackgasse.

Menschen und Unternehmen suchen nach Orientierung. Wann sind CSR-Maßnahmen glaubhaft?
Peter Hertweck: Orientierung finden setzt voraus, dass ich die wesentlichen Paramater verstehe, die für meine Zukunftsgestaltung wichtig sind. Das gilt für Privatpersonen ebenso wie für Unternehmen. Auch hier kommt es auf die dahinter stehende Grundhaltung an und da mache ich Fragezeichen. Monsanto macht CSR-Maßnahmen und ist da ordentlich unterwegs. Da Monsanto aber Bauern weltweit ausbeutet und knechtet, wird die CSR zur Farce.

Glaubhaftigkeit und Vertrauen sind wichtige Kriterien der CSR. Glauben mit Wirtschaft verbinden – geht denn das?
Peter Hertweck: Das kommt darauf an. Glauben und Vertrauen wirken wechselseitig, verändern und lassen sich meiner Meinung nach in die Wirtschaft integrieren. Die Kultur und das Verständnis dafür braucht es aber, und davon sind wir derzeit weit entfernt. Wir haben heute Sicherheitsmaßnahmen auf Spielplätzen, Arbeitsplätzen und in Schulen und trotzdem nehmen die Panikattacken und Angstsyndrome lawinenartig zu.  85 Prozent der Menschen leiden an Depressionen und Ängsten und das ist eine gesellschaftliche Zeitbombe. Begegnungen mit dem Herzen machen stattdessen vieles leichter und sind eine bewährte Methode gegen Misstrauen, Missgunst und Eifersucht.

Strategien hierfür zu entwickeln bedeutet zunächst, sehr breit Informationen zu bedenken um dann dort in die Tiefe zu gehen, wo es sinnvoll erscheint. Nehmen Sie die Commerzbank. Die haben sämtliche Prozesse im Unternehmen hervorragend controlled und das spart eine ganze Menge Geld. Auf der anderen Seite beschäftigt das Unternehmen 50 Psychologen und Sozialarbeiter mit Bruttolohnkosten von 5 Millionen Euro im Jahr, nur um die größten und akutesten seelischen Probleme bei den Mitarbeitern aufzufangen. Krankheitskosten und Fehlzeiten sind darin nicht berücksichtigt. Unter diesen Vorzeichen ist das Unternehmen und das Geschäftsmodell zur Fehlentwicklung oder gar zum Scheitern verurteilt. Und dieser Fehler passiert heute bei so vielen Unternehmen.

Was ist das Ziel Ihrer Arbeit? Sie haben jüngst eine Werteakademie gegründet.
Peter Hertweck: Die Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft schreiten voran. Dies ist mir besonders auf meiner Reise nach Israel, mit vielen Gesprächen mit unterschiedlichen Nationalitäten, Religionen, Unternehmern etc., bewusst geworden. In den arabischen Ländern sind 60 Prozent der Menschen unter 16 Jahre alt und bei den Palästinensern haben 95 Prozent keinerlei Bildung. Die Veränderungen für die Zukunft werden deutlich und die bekommen wir auch hier hautnah in unserer Region zu spüren. So gibt es eine Vielzahl von Schulen und Kindergärten, in denen Deutsche längst zur Minderheit geworden sind. Aber auch unter Deutschen hat die Anspruchsmentalität die Verantwortungsethik – es kommt nicht nur darauf an, es gut zu meinen, sondern die Folgen des Handelns richtig abzuschätzen – abgelöst.

Mit der WerteAkademie versuchen wir, die Kultur gerade der mittelständischen Unternehmensführung wirtschaftlich nutzbar und erlebbar zu machen. Auf diese Weise soll diese Unternehmenskultur Entwicklungen in Unternehmen, Wirtschaft und Gesellschadt positiv beeinflussen und zu mehr Miteinander führen. Qualifizieren, Know-how- und Generationentransfer sind wichtige Elemente dabei. Die Akademie konzentriert sich auf das Vorhandensein einer sozialen Verantwortung von Unternehmen , das werteorientierte Führen von Mitarbeitern und den respektvollen Umgang mit Kunden, Geschäftspartnern und Gesellschaft. Durch das Hervorheben der Wertewelt und den dadurch entstehenden nachhaltigen Wandel im Denken wird Erfolg für das Unternehmen steuerbar. Die Akademie legt außerdem Wert auf die Persönlichkeiten von Unternehmern, Aus- und Weiterbildung von Führungskräften, die durch das Vorleben von sozialer Verantwortung, Selbst-Bewusstsein und Konsequenz motivierte und loyale Mitarbeiter führen.

Mehr über Peter Hertweck und die Werteakademie hier

 

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